Zwei vollgepackte Wochen und hier sind einige Highlights

15.03.2019

Under construction...

Die letzten zwei Wochen waren sehr vollgepackt und ausgeplant. Ich habe meine erste ganze Arbeitswoche in meinem Projekt verbracht und habe noch so einige andere erste Male gehabt. Ich habe euch hier meine besten Highlights aufgeschrieben.


Mein erstes Mal krank sein in Indien

Um einmal mit dem negativen anzufangen und dann immer besser zu werden, beginne ich mit meinem Bericht meiner ersten Krankheit in Indien.
Vorab, es war nur ein grippaler Infekt. Nichts arges, aber es hat mich doch ziemlich paranoid werden lassen. Außerdem hat mich das leichte Fieber, die starken Halsschmerzen und die Kraftlosigkeit doch ziemlich geschwächt, weshalb ich auch die Hälfte meines Wochenendes mit Schlafen und Ausruhen verbringen musste.

Wie fühlt man sich als Laie in Indien krank zu werden? 

Wenn es das erste mal ist wie ein Hypochonder. Haha Ich habe jegliche Symptome, die ich hatte, gegoogelt, jegliche Beipackzettel von allen meinen Medikamenten durchgelesen, ob sie passend sind für das, was ich habe, und alle weiteren Anzeichen wie Ausschlag, fehlende Zehen oder wechselnde Augenfarbe gecheckt. Scherz! Aber ja, ich wurde ziemlich paranoid. Und über diese Paranoia, dass ich möglicherweise Dengue Fieber, Malaria oder sonst etwas schlimmeres haben könnte, habe ich die Möglichkeit vergessen, dass es vielleicht auch nur etwas ganz harmloses sein könnte. Ich habe wegen meine Panik ignoriert, dass mir mein Körper vielleicht nur mitteilen möchte, dass er überfordert ist mit all den neuen Eindrücken und der Arbeit und den Temperaturen und den laufenden Ventilatoren, etc. Und so war es dann auch. Ein normaler grippaler Infekt mit anhaltender Heiserkeit. Dank meiner Mitvolos, die mich auch auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt haben, habe ich keine Medikamente oder Antibiotika genommen, sondern Tee getrunken und mich ausgeruht. Der Wartemodus wurde eingeschalten. Und das hat sich auch ausgezahlt. Denn nach gut einer Woche sind bis auf den Schnupfen alle Symptome abgeklungen und jetzt bin ich so gut wie fit.

Ein Tipp für alle, die auch ein wenig Paranoia schieben wie ich, wenn sie krank werden: Wenn das Fieber sich noch in einem normalen Bereich befindet, ist meistens nichts arges. Leicht erhöhte Temperatur ist OK. Das zeigt dir an, dass dein Körper arbeitet und am verteidigen und im besten Falle auch am Heilen ist. Also stresse dich nicht!  Steigt das Fieber, geh zum Arzt.

So, und jetzt über zu schöneren Themen :)

Mein erstes Fotoshooting mit Bhagya

Obwohl ich wegen meiner Grippe den International Women's Day am Freitag verpasst habe, hatte ich am Samstag ein anderes Highlight. Ein Fotoshooting. Wie es dazu kam ist eine längere Geschichte und muss hier auch nicht länger erläutert werden, aber kurzum: Meine Vorvolos wurden gefragt, ob sie bei einem Fotoshoot für eine Indische Modemarke Modell stehen wollen. Diese Möglichkeit haben sie wahrgenommen und diese Möglichkeit wurde auch an mich weitergegeben.

Dieses Shooting hat mit meinen Projekt selber nichts zu tun. Das ganze steht unabhängig davon. Aber ich würde euch trotzdem gerne davon berichten - aus folgenden Grund:

Dieses Fotoshooting und die Arbeit mit den Inderinnen und Indern vorort ist eine ganz andere Arbeit als die, die ich aus den Projekten kenne. Es besteht ein sehr starker Kontrast und da für mich dieser Kontrast ebenfalls zu Indien gehört, will ich diesen nicht aussparen. Ich will Indien und meine Erfahrungen, die ich hier sammel, mit euch teilen und nicht nur einseitig darstellen. Ich möchte euch das gesamte Bild zeigen - und das ist eine weitere Seite des Bildes von Indien, das ich erleben durfte.

So, um euch nun besser auf diesen Bericht einzustellen, erzähle ich euch zunächst ein wenig über die Modeschöpferin dieser Modemarke. Sie ist eine Inderin und wie ich sie das erste Mal gesehen habe war sie recht europäisch gekleidet: knie-langer Rock, luftige blau/weiße Bluse und graue Strumpfhose. So wie ihre Kleidung scheint auch sie eine recht moderne Einstellung zu vielen Dingen zu haben: Scheidung, alleinerziehende Mütter, westlicher Wohnstil, Frauenpower, etc. Sie scheint aber auch viele traditionelle Werte zu schätzen und weiter zu tragen wie zum Beispiel ihre Gastfreundlichkeit, Familie, Mode, und vieles mehr. Auf den ersten Blick wirkte sie wie eine moderne und aufgeklärte Frau des indischen Raumes, die ihre Werte und ihre Herkunft nicht verleugnen würde. Sie hat jedenfalls ein Modelabel auf die Beine gestellt und hat uns als weiße Modells engagiert. Ihre Schwester macht die Buchhaltung und ihr Bruder ist für die Fotos zuständig.

Wie lief nun der Tag so ab?

Wir wurden mit einem schicken und teuer aussehenden Auto von der Wohnung abgeholt. Die Fahrerin, die Schwester und Buchhalterin der Modeschöpferin, war eine super liebe und aufgeschlossene Person. Anders wie die meisten InderInnen ist sie ruhig und selten hupend durch die Straßen gefahren. Sie schien keine Eile zu haben und ich ganz ruhig dem Verkehr gefolgt. Nach circa 30 Minuten Fahrt sind wir bei der "Fabrik" angekommen. "Fabrik" ist  wahrscheinlich das falsche Wort. Es ist eher ein sehr modernes Haus am Rande von Vijayawada, wo auf den verschiedenen Etagen die einzelnen Schneiderprozesse stattfinden. Auf der 1. Ebene ist das Schneidern, Sticken und Erstellen der Stoffe. Auf der nächsten Etage findet das Erstellen, Fertigen und Aufbewahren der fertigen Kleider statt. Hier befindet sich auch das Büro, in dem meine Maße für meine hand- und maßgeschneiderten Kleider genommen worden sind. Weiter höher ist der Raum für das Fotoshooting und noch weiter höher ist der Raum, wo wir uns umgezogen haben.

Da ich das erste Mal bei dem Shoot dabei war, dachte ich, dass ich nur hinein schnuppern würde, aber da habe ich mich geirrt. haha ich habe nämlich gleich Make-up und Haare gemacht bekommen und mir wurden prächtige Kleider zum Tragen gegeben.

Nach dem Shoot sind wir dann noch zu der Chefin nach Hause, wo wir Essen und Getränke bekommen haben und anschließend wurden wir mit einer Detour wieder nach Hause gefahren. Die Detour ging über eine sehr leckere, westliche und teure Bäckerei/ Café, wo wir mit Süßem eingedeckt wurden.

Was ist mir aufgefallen?

Das Make-up! Ich weiß nicht, ob das das Schönheitsideal hier ist, aber meine Augenbrauen waren gefühlt einen Finger dick und ziemlich dunkel haha. Ich war auch recht Stolz auf meine leichte Bräune von der Sonne, aber diese wurde unter vier Lagen weißem Make-up versteckt.

Die Kleider sind auch so ein Ding für sich. Sie sind prächtig, voll-dekoriert und ziemlich kitschig. Wenn die Fotos hochgeladen sind, werde ich sie hier einfügen.

Was ich sehr krass fand, war, dass sehr viel für uns gemacht wurde. Ich hatte auch das Gefühl, dass wir keinen Finger rühren dürften und sollten, weil wir die Modells sind. Mein erstes Kleid, zum Beispiel, hatte einen Unterrock, der abgetrennt werden musste, weil das Kleid sonst zu puffig wirkte. Als ich das Kleid also getragen hatte, haben sie an dem Unterrock herum gebastelt und natürlich wollte ich helfen und habe den oberen Rock gehalten. Als die Designerin dies sah, hat sie eine Bedienstete geschickt, die für mich dann meinen Rock gehalten hat.

Ich sollte mich auch nicht herunterbeugen, sondern alle haben versucht zu mir herauf zu kommen, obwohl das erste leichter und schneller gegangen wäre. So sind sie auf Stühlen vor mir und um mich herum gekrakselt, um mir mein Make-up und meine Haare zu machen. Das war für mich ein sehr befremdliches Gefühl von vorne bis hinten umsorgt zu werden. Als mir warm wurde, wurde sofort der Ventilator angeschalteten. Als ich durstig wurde, wurde sofort Wasser gebracht. Wir hatten immer eine Person dabei, die uns beim umziehen geholfen hat. Für uns wurde gekocht. Wir wurden herumkutschiert.

Fazit?

Es war ein tolles Erlebnis. Befremdlich und neu, aber wirklich einzigartig. Und ich denke auch, dass dieser Kontrast zu meinem anderen Leben in Europa und auch mein Leben in Indien sehr wichtig war und ist. Es ist für mich wichtig, weil es mir helfen wird zu reflektieren, den Kontrast zu sehen und wahrzunehmen, zu akzeptieren und zu hinterfragen. Wir arbeiten hier mit Kindern zusammen die oftmals nicht einmal mehr Eltern, kein Geld und kein Essen haben. Die meisten sind auf die Hilfe von Navajeevan Bala Bhavan angewiesen um zu überleben und eine Ausbildung zu erhalten. Und dann existiert diese andere Seite. Die Seite einer starken, unabhängigen und selfmade indischen Frau, die Unterstützung von ihrer Familie erhält, in einer westlichen Wohnung wohnt, 31 Mitarbeiter unter sich angestellt hat und es sich leisten kann Modells für ihr Geschäft einzukaufen. Die ist ein Kontrast, den ich sehr arg finde. Und dass dieser Kontrast nur 30 Minuten voneinander existiert und teilweise auch Tür an Tür lebt, finde ich sehr befremdlich.

Was ich auch arg finde, ist, dass dieser Unterschied, diese massive Diskrepanz in der Gesellschaftsschicht von vielen akzeptiert und hingenommen wird. Leute hier akzeptieren ihre Stellung in der Gesellschaft. Einerseits weil sie einer bestimmten Kaste angehören und andererseits weil sie wissen, dass sie kein Geld haben und ohne Geld nichts läuft. Es gibt bestimmt auch viele, denen das möglicherweise nicht so passt, aber diese habe ich noch nicht getroffen.

Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie sich das noch so entwickelt.


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