Weekend-Trip und Volomeeting im März 2019

03.04.2019

Endlich wieder daheim. Ein wenig erschöpft aber das vergangene Wochenende war echt der Hammer. Es war mein erster Weekend-Trip außerhalb von Vijayawada und mein erstes Volo-Meeting mit den anderen Volontären aus Hyderabad und mit meinen Mitvolos aus der Flat. Schlafmangel, Menschenüberfluß und viele neue Eindrücke standen täglich an der Tagesordnung. Aber einmal ganz von vorn.

Am 28.03.2019, dem Donnerstag, ging es für Lilli und mich von unserem Projekt Vimukthi zurück in die große Stadt. Mir fiel aus irgendwelchen Gründen der Abschied dieses Mal sehr schwer. Ich hatte eine gute Woche hinter mir, hatte noch Energie für die Arbeit und die Jungs und irgendwie war ich nicht bereit Vimukthi schon zu verlassen. Aber es musste sein und außerdem stand ein verlängertes Wochenende an, an dem wir Volontärsmeeting und Weekendtrip* hatten. Somit bin ich mit gemischten Gefühlen ins Wochenende gestartet.

Blick aus dem Zug
Blick aus dem Zug

Am Freitag in der Früh habe ich meine Sachen gepackt und musste noch kurz für ein Check-Up ins Krankenhaus. Ich habe einen blöden Insektenstich an Fuß, der sich arg entzündet hatte und behandelt werden musste. Und da meine Volontärsbetreuerin in Vijayawada meinte, dass ich ohne ein offizielles OK von meiner Ärtzin nicht auf den Trip fahren dürfte, bin ich da in der Früh nochmals hin. Nachdem das dann aber erledigt war (und ich mein OK erhalten habe), ging es gegen 13Uhr auch schon los. Gemeinsam ist die gesamte Flat (bis auf unseren geliebten Justus, der aus persönlichen Gründen nach Deutschland musste) zum Bahnhof gefahren und von da aus in den Zug nach Anakapalle. Das ist ein Ort in der Nähe von Visakhapatnam (kurz: Vizag), wo es noch andere Don Bosco Projekte gibt. Mit guter Verspätung (ich glaube, es war eine oder zwei Stunden) sind wir dann in Anakapalli angekommen. Genialerweise sind die anderen Volos aus Hyderabad auch nur ein halbe Stunde nach uns angekommen. Somit mussten wir nicht lange am Bahnhof warten und wurden gemeinsam von einer Schwester der Don Bosco Einrichtung abgeholt und in die Einrichtung gebracht. Es gab dann spätes Abendessen, eine Besichtigung der Einrichtung und letzten Endes unsere Schlafplätze. Da ich recht erledigt von der Zugfahrt war, bin ich dann auch schon bald ins Bett gegangen.

Unser Lagerfeuer
Unser Lagerfeuer

Am nächsten Tag gab es dann volles Programm für uns. Erst einmal wurden wir offiziell von Vize Provinzial Father Thomas und vom Provinzial Father Thathi (lange Version: Father Thathireddy Vijaya Bhaskar) begrüßt. Beide haben uns willkommen geheißen, eine Rede gehalten und uns den Tagesablauf erklärt. Erst gab es eine Austauschrunde zwischen den VolontärInnen und dann haben wir unsere Sorgen und Probleme dem Father Thomas mitgeteilt. Anschließend gab es am Nachmittag Gamestime mit den Kindern aus dem Projekt (bei dem Volleyballspiel haben wir haushoch verloren!) und abends haben wir Lagerfeuer gemacht und gegrillt. Super lecker! Es gab Knüppelkuchen a la Sophia, Salat, Burger, Reis, Curry, Huhn, Mais und sooooo vieles mehr. Es grenzte an ein Festmahl. Und so voll waren unsere Bäuche dann auch im Nachhinein. Gegen Mitternacht und nach langen Gesprächen auf dem Dach habe ich mich dann auch verabschiedet, denn der 7 Uhr Gottesdienst und der kommende langer Tag sollten voller Energie angetreten werden.

Father Thomas hat uns am Sonntag nach Vizag gefahren und dort haben wir uns die Stadt angeschaut. Ich habe mich wie eine richtige Touristin gefühlt haha Wir Volontäre wurden mit einem kleinen Reisebus von A nach B kutschiert. Wir waren stets in einer kleinen Traube unterwegs und stachen so natürlich massiv aus der indischen Masse heraus. Wenn es etwas zu fotografieren gab, standen wir alle in einem Kreis darum und haben Fotos gemacht. So hat die eine Schildkröte, die ganz gemütlich am Strand von Vizag gechillt hatte, sich fluchtartig wieder ins Meer aufgemacht, als 14 VolontärInnen auf sie zu gerannt kamen und Fotos von ihr machen wollten. Das einzige, was für den perfekten Touristen gefehlt hatte, war der Sonnenhut auf dem Kopf und die Kamera vor der Brust. Ansonsten haben wir uns ganz gut angestellt.


Auf unserer Touristentour haben wir uns die Don Bosco Einrichtung in Vizag angeschaut und den Hafen samt Fischmarkt und Geruch. Wir waren im Uboot- und Flugzeugmuseum, haben uns den Strand angeschaut (einige waren auch baden), anschließend waren wir noch auf einem Hill und dann abends lecker europäisch essen. Es war genial. Am nächsten Tag mussten wir dann früh zum Bahnhof, weil unser Zug nach Araku um 6:50 abgefahren ist. Müde vom Abend davor waren wir dann im Zug. Mit einer Verspätung von drei Stunden sind wir dann endlich gegen Nachmittag in Araku angelangt. Mein erster Eindruck: Es riecht nach Wald, Harz und Holz. Das war total abgefahren. Ich hatte zwar keine Vorstellung von Araku gehabt, aber das war es definitiv nicht. Araku selbst ist eine sehr kleine Stadt, fast schon ein großes Dorf. Es gibt vor Ort selbst kaum Attraktionen (außer dem Kaffeemuseum, das Tribal Museum und noch so einige andere kleinere Dinge). Dafür liegt das beste um Araku herum. Zum Beispiel Höhlen, Wasserfälle und sonstige Naturspektakel. Deshalb wollten wir uns auch Bikes ausleihen. Damit wir gemütlich und entspannt uns Arakus Umgebung anschauen können. But guess what? Es wurden nirgends Bikes ausgeliehen. Und diese Info hat uns einen großen Strich durch die Rechnung gemacht, denn so sind wir total unflexibel geworden. Aber ich finde, dass wir dieses Debakel trotzdem super geregelt haben. Wir sind als erstes lecker essen gewesen und danach waren wir im Kaffee Museum. Und ratet mal was! Es gab dort sogar richtigen Kaffee! Glücksgefühle in meinem Körper!

Kaffee Museum in Araku mit wirklich gutem Kaffee
Kaffee Museum in Araku mit wirklich gutem Kaffee

Um das nachvollziehen zu können, müsst ihr wissen, wie der Kaffee hier normalerweise zubereitet wird:

Man nehme 2 EL Kaffeepulver, 500 ml Milch (4,5% Fett, denn weniger fettreiche Milch gibt es hier nicht) und 10+ TL Zucker. Das Ganze wird vermischt, erhitzt und aufgekocht. Anschließend wird das unfassbar heiße Getränk in kleine Becher umgefüllt und mit dieser untrinkbaren Temperatur getrunken. Denn je kälter das Getränk, desto weniger süß (so sagen einige Inder).

Und hier kommen wir Europäer, Österreicher, Wiener, mit einer langen Kaffee Tradition und das einzige, was wir hier kaufen können, ist dieses picksüße und vollmilchige Getränk. Da kommt so ein Kaffee Museum mit "normalem" europäischen Kaffee seeeehr gelegen. Und so habe ich mir einen Iced Americano bestellt und hart genossen! Neben dem Museum und der Cafeteria mit Chocolaterie gab es dann noch einen kleinen Verkaufsladen, wo ich mir noch ein zwei kleine Souvenirs gegönnt habe.

Nach dem Museum waren wir ein wenig planlos. Da wir vorgehabt hatten, mit den Bikes die Umgebung zu erkunden und am nächsten Tag zu den berühmten Höhlen fahren wollten, mussten wir uns nun informieren, wie wir da alternativ mit dem Bus hinkommen. Während sich dann einige auch informiert hatten, sind Linda und ich auf Shopping Tour gegangen. Ich habe mir Schmuck, Henna und Früchte gekauft. Anschließend sind wir gemütlich zurück ins Hostel spaziert, haben uns geduscht und alle haben sich dann in einem der Zimmer getroffen, gesungen, Henna gemacht und gechillt. Ein wunderbarer Abend.

Araku Valley
Araku Valley

Am nächsten Tag sind wir mit dem Bus zu den Höhlen. Nach circa einer Stunde Fahrt sind wir dann angekommen. Aber leider wurden wir nicht direkt bei den Borra Caves herausgelassen, sondern ein ganzes Stück davon entfernt. Was uns dann dazu gezwungen hat einen völlig überteuerten Preis für drei Rikschas zu bezahlen. Nach langem Verhandeln und 30 Minuten Fahrt sind wir dann letzten Endes angekommen und es hat sich voll gelohnt.

Zum Eingang der Höhle musste man erst einmal durch einen kleinen Dschungelabschnitt, wo sich süße, kleine, aggressive und karottenstehlende Affen aufgehalten haben. Wir mussten einige Treppen nach unten gehen und waren dann am Eingang der Höhle. Die Höhle selbst ist recht groß. Man hatte auch nie ein beklemmendes Gefühl oder die Sorge, dass einem der Sauerstoff ausgeht. Die Wände wurden mit buntem Licht bestrahlt, was alles ein wenig kitschig aber auch irgendwie voll märchenhaft gemacht hat. An einem Punkt konnte man auch eine Meute an Fledermäusen hören, sehen und riechen. Und an einem Punkt auch fühlen, denn diese lieben Tiere hingen in ihrem Schwarm direkt über einem Abschnitt des Wegs und auch Fledermäuse müssen an einem Punkt einmal aufs Klo. So wurde man leicht bepinkelt als man unter ihnen durch ging. Aber hey, vielleicht bringt das auch Glück 😉

Nach den Höhlen sind wir auf eigene Faust noch ein Flussufer entlang gegangen und haben einen nahegelegenen Wasserfall entdeckt. Dort haben wir Mittagspause und Mittagsschlaf gemacht. Gegen Nachmittag mussten wir dann auch schon wieder los zum Bahnhof um unseren Zug zurück nach Vizag und von dort zurück nach Vijayawada zu nehmen. Das war auch ein Erlebnis für sich.

VoloTeam at its Best
VoloTeam at its Best

Zunächst war nicht sicher, ob wir alle einen Sitzplatz haben würden (was wir am Ende hatten, zum Glück). Das nächste war, dass der Zug schon beim Einfahren 1 Stunde Verspätung hatte. Das hat sich dann auf drei Stunden ausgeweitet. Problem an der Geschichte war nun, dass wir unseren Anschlusszug in Vizag nach Vijayawada auch bekommen mussten (und die Volontäre aus Hyderabad ihren Zug). Eingeplant für den Zugwechsel waren circa 3,5 Stunden. Am Ende sind wir 5 Minuten VOR Abfahrt angekommen und in unseren Anschlusszug eingestiegen. Leider haben die Hyderabad Volos ihren Zug verpasst. Diese sind dann aber einfach mit uns mitgefahren. Da dies aber nicht so geplant war, hatten die Hyderabad Volos kein Ticket und mussten so schwarzfahren. Das ist dann aber aufgeflogen und sie mussten eine hohe Strafen zahlen, aber wenigstens mussten sie nicht aussteigen und konnten noch mit uns nach Viyajawada fahren. Denn so hatte ich meine lieben Hyderabad Volos noch ein wenig länger für mich haha.

Angekommen in Vijayawada sind wir um 6:30 in der Früh. Geschlafen habe ich wenig, aber es war im Sleeper Wagon doch möglich. Ich lag ganz oben, damit meine langen Beine, die ziemlich weit in den Gang geragt haben, nur die größten Inder erwischen würden. 😉Breit genug war die Schlafbank auf jeden Fall, nur ein wenig kühl und laut. Aber darüber beschwere ich mich nicht.

In der Flat angekommen, ist jeder erst einmal duschen gegangen, hat Wäsche gewaschen, hat im Projekt gefrühstückt und hat dann entspannt. Und so war dann auch unser Weekendtrip mit Volomeeting auch schon vorbei. Die Hyderabad Volontäre sind dann am Mittwoch um 16Uhr mit einem gültigen Ticket zurück nach Hyderabad gefahren.

Meine Highlights


Die Caves mit Trijntje, Caroline und Sophie erkunden. Irgendwie haben wir uns von der anderen Gruppe abgespalten und haben in unserem Tempo die Caves erforscht und es war einfach nur unterhaltsam. Mit allem, was es gab. Ein großes Highlight für mich.

Ein weiteres Highlight war der Tag in Araku. Nachdem die Unterkunft geklärt war und ich wusste, wie so der Plan für die nächsten zwei Tage sein wird (keine Bikes fahren, sondern entspannt im Dorf bleiben und dort alles erkunden), konnte ich mich auch entspannen. Die Zeit im Kaffee Museum war total entspannend und die anschließende kleine Shoppingtour mit Linda hatte so viel Spaß gemacht. Es war einfach easy mit ihr und wir haben das gemacht, worauf wir Lust hatten. Und dann danach mit allen Volos im Zimmer zu chilln, zu singen, unsere Höhen und Tiefen in unserem Volontariatsjahr auszutauschen, war auch sehr bereichernd. Das fand ich mega stark. Es ist immer wieder toll zu wissen, dass auch andere VolontärInnen Probleme haben und es hilft auch manchmal seine eigenen Probleme zu relativieren und auch zu sehen, dass es einem gar nicht so schlecht geht. Aber natürlich bringt der neue Input auch andere Ideen und Kreativität mit sich, die man gut für das eigene Projekt nutzen kann.

Ein großes Highlight waren die Gespräche mit den anderen Volontären. Das Austauschen, das Erzählen, das Mitteilen des Lebens und der eigenen Geschichte fand ich total stark. Ich habe jeden Moment mit den anderen Volos genossen und auch sehr geschätzt.

Ein großes Highlight war natürlich die Volontäre aus Hyderabad wiederzusehen. Denn mit zweien von denen habe ich den Vorbereitungskurs im Frühjahr angefangen (und nicht beendet) und mit den anderen beiden habe ich den Herbstkurs beendet. Somit habe ich mich total auf Linda, Luci, Simon und Sophie gefreut.

Meine Lowlights

In größeren Gruppen ist es oftmals schwierig gemeinsam Entscheidungen zu treffen. Auch braucht es manchmal jemanden, der/die einfach einmal die Führung übernimmt und den Ton angibt. So gab es manchmal Momente, wo wir als Gruppe nicht vorangekommen sind und einfach nur planlos herumstanden. Aber irgendwie sind wir dann doch immer auf einen grünen Zweig gekommen.

Sich wie ein Tourist zu fühlen. Es war für mich doch recht befremdlich und seltsam sich wie ein Tourist zu fühlen in einem Land, in dem man versucht sich ein Leben aufzubauen für ein Jahr. Sicherlich bin ich auch manchmal in meinem eigenen Heimatland Touristin, aber da fällt man nicht so auf. Ich kam mir mit meiner weißen Haut, der lauten Gruppe, dem indischen Gruppenleiter und dem Sightseeing doch schon sehr fremd in der indischen Kultur vor. Und das ist etwas, das ich nicht mochte.

Meine unerwarteten Momente

Im Bus zu den Caves ist mir das erste Mal aufgefallen, dass ich die ganze Zeit über immer am Reden und Interagieren war. Wie ich im Bus neben Tobi saß und er Kopfhörer im Ohr hatte, wurde mir bewusst, dass es das erste Mal auf der ganzen Reise war, dass ich mit niemandem reden konnte. Ich hatte davor immer mit jemandem anderen etwas gemacht. Das war sehr überraschend für mich zu sehen, wie sehr ich doch eingebunden war und bin in der Gruppe, und dass mir das ständige Reden und Interagieren kaum aufgefallen ist.


Unser geiles Team aus Hyderabad und Vijayawada (leider ohne Justus)
Unser geiles Team aus Hyderabad und Vijayawada (leider ohne Justus)

Da wir diese Woche so viele freie Tage hatten, haben Lilli und ich entschieden, die nächsten acht Tage im Projekt zu bleiben. Da kommt dann mein nächstes Update.

Gute Nacht meine lieben Leser und danke fürs Durchhalten und Lesen


Sonnenuntergang im Araku Valley
Sonnenuntergang im Araku Valley

*Zur Erklärung: Ein Volontärsmeeting findet alle halbe Jahre einmal statt. Da kommen alle Volontäre aus einer Provinz oder einer Organisation zusammen und reflektieren über ihr bisher erlebtes.
Ein Weekendtrip ist ein Kurzurlaub, den wir uns so leisten können, wenn die Fathers und die Projektleitung ihr OK geben.

Das Volontärsmeeting fand in der Nähe von Vizag statt, und dann sind wir weiter in den Norden und haben dort einen Weekendtrip nach Araku gemacht.

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