Acht Tage Vimukthi .... Here we come!

13.04.2019

Nach unserem wunderbaren Weekendtrip und Volontärsmeeting in Vizag und Araku, haben Lilli und ich uns entschieden, dass wir acht Tage in Folge in unserem Projekt bleiben um unsere Urlaubstage aufzuarbeiten (beziehungsweise war es meine Idee und ich konnte Lilli erfolgreich überreden). Warum so lange bleiben (neben dem Aufarbeiten der Urlaubstage)? Weil ich gerne wissen wollte, wie es ist eine ganze Woche im Projekt zu bleiben. Weil ich wissen wollte, was so an den Tagen passiert, wo wir normalerweise nicht da sind (Freitag und Samstag). Und weil ich mich selbst testen wollte, ob ich es schaffen würde acht Tage am Stück zu arbeiten und die Energie für gute Arbeit habe. Ich muss allerdings auch anmerken, dass Sonntag ein freier Tag ist und da keine Schule ist. Somit wird dieser Tag nicht allzu anstrengend und lässt Raum selbst einen freien Tag zu haben, beziehungsweise diesen Tag nach unserem eigenen Ermessen zu gestalten (entspannen, frei haben, mit den Jungs spielen, etc.).

Der 1. Tag - Die erste Überraschung

Ausblick vom Dach aus
Ausblick vom Dach aus

So sind wir also nach einem Chill-Mittwoch am Donnerstag um 6 Uhr aufgestanden und haben uns auf ins Vimukthi gemacht. Unsere erste Überraschung, als wir ankamen, war zu erfahren, dass vier unserer alten Burschen in die Ausbildungsstätte RVTC in Vijayawada versetzt wurden. Das ist für die Burschen natürlich super, weil sie dort richtig arbeiten können, eine Ausbildung in verschiedenen Bereichen erhalten und in der Stadt sind, wo es für junge Männer auf jeden Fall aufregender ist als im abgelegenen Vimukthi. Aber für mich hat es Abschied bedeutet. Und der tat weh. Denn jeder Junge in unserem Projekt hinterlässt einen gewissen Eindruck und eine gewisse Erinnerung. Und mit seinem Weggehen auch ein gewisses Loch in der Gruppe. So war die Gruppe, die wir verlassen hatten, nicht mehr existent und die jetzige sehr zerstückelt. Dafür hatten wir aber auch einen kleinen Zuwachs von zwei neuen Jungen. Einer von ihnen ist zwar bereits wieder nach Hause geschickt worden, weil er einerseits nicht im Vimukthi bleiben wollte und andererseits es einem anderen Jungen hier sehr schwer gemacht hat (durch Drohungen und derart). Aber der andere Bursche Murali ist geblieben. Er selbst war bereits im Projekt, hatte aber eine längere Pause hinter sich, weil er sich den Arm gebrochen hatte.

So hieß es also für mich und Lilli erst einmal sehen, wo die Gruppe an Jungs jetzt steht, was sich in den Tagen unserer Abwesenheit so getan hat und wo wir als Volontärinnen ein- und ansetzen können. Beim abendlichen Volleyball spielen habe ich schon sehr bemerkt, dass das Team nicht mehr so recht existent ist. Zwei der Jungen, die ins RVTC geschickt wurden, waren sehr gut im Volleyball spielen und deren Abwesenheit hat man gemerkt. Das Spiel war sehr stockend und die Atmosphäre war nicht entspannt. Auch wirkte die Gruppe insgesamt nicht rund und verloren. Die beiden Neuen waren anfangs sehr ruhig und wussten nicht so recht wohin mit sich. Für uns Volontäre mussten wir auch herausfinden, wo die Jungen schulisch stehen, damit wir sie in die richtige Schulstufe bei uns einordnen konnten.

So haben wir uns daran gemacht, die beiden Neuen kennen zu lernen, zu sehen was sie mögen und können und wer sie eigentlich sind. Ich werde hier diese Informationen aussparen, denn ich will keine persönlichen Informationen von den Jungs einfach so und im Internet Preis geben. Aber der Junge, der geblieben ist, spricht super gutes Englisch und ist auch in Mathe in der oberen Klasse.

Am Abend sind Lilli und ich aufs Dach gegangen und haben dort zur Entspannung Yoga gemacht. Das war einer der chilligsten Abende, die ich seit Langem hatte. In Ruhe auf einem Dach, Yoga machen, Sterne gucken, Tief einatmen und niemanden (außer meine liebe Lilli natürlich) um mich herum haben. Super genial.

Somit war auch schon der erste von unseren acht Tagen vorbei.

Der 2. Tag - normal wie eh und je

Der zweite Tag war gefüllt mit Schach spielen (langsam werde ich schon ziemlich gut darin), gutem Mathe- und Englischunterricht, Gartenarbeiten und abendlichem Volleyball. Um den Matheunterricht ein wenig spannender und interessanter zu gestalten und ihn ein wenig weg von öden Zahlen und Rechenverfahren zu nehmen, habe ich mit Geometrie begonnen. Das hat den Jungs richtig gut getaugt. Die meisten kannten zwar die Formen und Körper, aber manche die Namen nicht. Und die, die schon einmal Geometrie in der Schule durchgenommen haben, hatten eine gute Auffrischungsstunde. So war die Mathestunde eine gute Knobel-, Spaß- und Aha-Stunde. In der Englischstunde, wo ich die untere Stufe unterrichte, hatte ich mit dem ABC angefangen. Am Ende stellte sich aber heraus, dass das ein wenig zu unterfordernd war und deshalb hatte ich mich entschieden, am nächsten Tag mit einfacher Konversation weiterzumachen.

Was ich leider an dem Tag nicht so gut fand, war, dass es einigen Jungs nicht so gut geht. Es sind jetzt insgesamt sechs von 15 Burschen aus unserem Projekt weg. So haben viele ihre Freunde und Vertrauenspersonen verloren. Naga Babu zum Beispiel hat extreme Schwierigkeiten sich in der neuen Gruppenkonstellation zurecht zu finden. Ein anderer Junge musste auch seinen besten Freund verabschieden. Das ist für mich sehr schwer zu sehen, denn wir Volontäre müssen ein gewisses professionelles Verhalten an den Tag legen, aber auch gleichzeitig Vertrauensperson sein. Es ist für mich manchmal sehr schwierig da eine Balance zu halten und nicht zu vertraut mit den Jungs zu werden, denn auch ich werde nach fünf Monaten gehen. Und durch meinen Abschied möchte ich die Jungen nicht verletzen.

Was aber für mich neu am zweiten Tag war, waren die Gartenarbeiten. Das sind Aufgaben wie Boden fegen, Blätter haken, alte Kokosnüsse sammeln, etc. Da ich nichts zu tun hatte, habe ich mitgeholfen und den Boden gefegt. Gut verschwitzt ging es dann auch gleich zum Volleyball über.

Für mich ist das nachmittägliche Volleyballspielen ein toller Ausgleich zum Tag. Ich genieße es immer mit den Jungs zu spielen, zu üben, zu albern und zu lachen, denn beim Spielen lassen viele Jungs los und sind einfach nur Kinder und die Albernheit in Person. Diese Ausgelassenheit ist so schön zu sehen und ich genieße es total Teil davon zu sein. Und mir ist aufgefallen, dass ich mit den Jungs auf einer anderen Ebene zusammenkomme als während des Unterrichts. Das ist mir auch während der gesamten acht Tage klar geworden: Wenn ich den Ball zum Beispiel schlecht spiele, entschuldige ich mich immer und versuche ihn danach besser zu spielen. Und wenn die Jungs ihn schlecht spielen, sage ich meist "It´s ok" oder "No problem". Und das habe die Jungs jetzt übernommen! Ich habe ihnen das nicht explizit beigebracht, sondern sie haben es freiwillig für sich übernommen und weitergeführt. Das ist für mich eine kleine Erfolgsgeschichte. Denn die Jungs haben so eine nettere Umgangsweise im Volleyballspielen entwickelt. Davor wurde der Ball dann immer auf die gleiche schlechte Weise (mit Absicht) schlecht zurückgespielt, und das hat sich geändert. Und außerdem haben sie eine Phrase mehr Englisch verinnerlicht, was ich super genial finde 😉

Wie jeden Abend unter der Woche gibt es nach der Gamestime Studytime, Gefühlsrunde und Abendessen. Und für mich und Lilli gab es die abendliche Dachrunde Yoga.

Der 3. Tag - Feiertag Ugadi und "Strom - was ist das?"

Der Samstag hatte mir einen schwierigen Start bereitet. Am Samstag war Ugadi, der hinduistische Neujahrstag, und da wird jedes Haus von oben bis unten geputzt und mit Mangoblättern schön hergerichtet. Wir Volontäre sind aus diesen Putzaktionen meist ausgenommen, weil wir einerseits als Gäste aber auch als andersgestellte Personen gesehen werden. So sind Lilli und ich später als normal nach unten gegangen und haben angefangen Schach zu spielen. Einer der Jungs hatte sich dann zu uns gesetzt, wurde dann aber von dem einen Leiter mächtig angemotzt deswegen. Was mich persönlich an dieser Situation sehr gestört hat, und das ist meine persönliche Meinung (!), ist nicht, dass der Junge zurecht gewiesen wurde seine Arbeit nicht beendet zu haben, sondern dass der eine Leiter mit einer Art Rohrstock dastand und die Jungs zurechtgewiesen hat. Ich habe nicht gesehen, dass der Rohrstock eingesetzt wurde, versteht mich nicht falsch. Ich will auch nicht, dass hier ein falsches Bild entsteht und die Inder als brutal dargestellt werden. Keinesfalls! Für mich aber ist ein Rohrstock ein Zeichen, ein Symbol, ein Akt der Macht. Und so etwas gegen jemanden anderen einzusetzen, finde ich nicht gut. Was ich aber persönlich noch unfairer fand, war, dass der Leiter dasaß und nichts gemacht hatte während die Jungs arbeiten mussten. Das fand ich gar nicht gut. So habe ich mir dann kurzerhand entschieden selbst einen dieser tollen asiatischen Besen zu nehmen und selbst angefangen den Kiesboden zu fegen. Der Leiter hatte dann auch mitgemacht.

Diese Situation hatte mich auf jeden Fall keinen guten Morgen bereitet, aber nach einem Gespräch mit Lilli und später mit meiner Mama und ein paar freien Minuten zum Durchatmen, hatte ich mich dann auch wieder beruhigt und konnte den Tag wieder normal angehen. Was gut war, denn der restliche Tag war hart entspannt.

Da Ugadi ein Feiertag ist, war weder Unterricht noch stand sonst etwas anderes an. Wir haben den ganzen Tag draußen Badminton, Volleyball und Cricket gespielt, gemalt, Schach gespielt, und nichts getan. Die Jungs haben auch teilweise geschlafen oder hatten sich sonste wie entspannt. Lilli und ich sind am Nachmittag zum hinteren Haus gegangen, wo wir von der dort lebenden Frau auf ein Getränk eingeladen wurden. Was es war? Kein Plan 😊 Aber es war nicht-alkoholisch, dickflüssig und süß, mit Nudeln und indischen Gewürzen wie Zimt und Kardamom. Richtisch legga!!

Einer unserer Jüngsten fleißig am Malen
Einer unserer Jüngsten fleißig am Malen

Am Nachmittag hat dann auch der Strom angefangen sich zu entspannen und kam auch nicht wieder. Das Problem an so einem Stromausfall ist nicht, dass wir kein Licht mehr haben oder das der Fernseher nicht mehr funktioniert, sondern dass unsere Wasserpumpe und Wasserfilteranlage elektrisch betrieben ist. Somit hatten wir am Abend kein Trinkwasser mehr, weshalb einer der Leiter mit zwei Jungs losfahren und Wasser holen musste. Das war das erste Mal in der Zeit im Vimukthi, dass Lilli und ich alleine mit den Jungs waren! PAAAANIK!!! Haha, nein, natürlich nicht. Aber mein Beschützer- und Elterninstinkt wurde plötzlich seeeeehr wach und mein drittes Auge um drei Stufen schärfer gestellt. Aber die Jungs waren sehr lieb und hatten kein Blödsinn gemacht. Wir waren circa ein oder zwei Stunden mit ihnen alleine und saßen alle gemeinsam im Dunkeln vor dem Hauptgebäude und haben gesungen, Geschichten erzählt und unser Leben miteinander geteilt. Ich fand den Abend so bereichernd. Ich konnte so die Jungs auch eine ganz andere Art und Weise kennen lernen.

Diesen Abend will ich nie missen wollen. Wir wirkten alle so friedvoll, so zufrieden, so vertraut miteinander. Das war für mich eine riesen Ehre Teil dessen zu sein.

So hatte sich auch die Situation von der Früh noch einmal mehr relativiert und schien nur eine Ausnahmesituation und nicht die Regel gewesen zu sein.

Der 4. Tag - noch mehr entspannen mit noch mehr Spaß

Wie die Überschrift schon sagt: Der Sonntag hatte noch mehr Entspannung und nochmal mehr Spaß in Petto. Da immer noch kein Strom vorhanden war, hatten wir das Tageslicht so gut es ging genutzt und den Abend wie gestern ruhig draußen ausklingen lassen. Ich habe an diesem Tag mit drei Jungs besonders viel gemacht und konnte mit ihnen durch Spielen und Reden eine bessere Bindung aufbauen. Die Leichtigkeit der letzten beiden Tage war auch beim Leiter zu spüren und man hat gemerkt, wie entspannter und freier er wurden. Vielleicht hatte er selbst ein paar ruhige Tage und eine Auszeit dringend nötig gehabt.

Ich für meinen Teil habe selten so viel Badminton und Volleyball gespielt wie an diesen Tagen. Ich fühle mich wie eine kleine Profispielerin. Aber auch nur klein hehe

Der 5. Tag - Montag? Bist du es? ... Dienstag, du auch hier?

Mit dem Montag kam auch der Alltag zurück. Der Stromkreis wurde wieder aktiviert und die überladene Sicherung gefunden und ausgewechselt. Der Unterricht ging seinen Gang und jeder hatte wieder seine normalen Aufgaben zu tun. Tränken der Wasserbüffel füllen, Gras für die Tiere holen, Boden fegen und wischen, Blätter sammeln, etc. Wir hatten wieder unseren Unterricht vorzubereiten und unsere sonstigen andere Aufgaben zu tun. Der normale Alltag im Vimukthi eben.

Und so kam auch schon der Dienstag, unser sechster Tag im Projekt. Heute hatten wir hohen Besuch vom Father Balashowry mit einem salesianischen Bruder aus Chennai. Letzterer bleibt bis Sonntag im Projekt. Father hatte ein Gespräch mit den Burschen und dann auch mit uns und hat uns gefragt, wie es uns so geht, was so fehlt und ob es etwas gibt, dass wir für die Jungs brauchen. So werde ich mich morgen aufmachen und Klamotten für die Jungs aus dem Navajeevan Projekt in Vijayawada mitnehmen, damit diese neue Kleidung haben. Auch sollen sie bald richtige Schulbücher bekommen, damit der Unterricht mehr dem indischen Schulsystem entspricht.

Nach sechs Tagen Arbeit noch super drauf :)
Nach sechs Tagen Arbeit noch super drauf :)

Wieder hatte ich bei den Gartenarbeiten geholfen und diesmal auch Lob vom Leiter erhalten. Da ich insgesamt wenig Rückmeldung (ohne direktes Nachfragen) erhalte, fand ich es umso schöner, dass der Leiter von sich selbst aus auf mich zukam und meine Arbeitsmoral gelobt hat. Das fand ich außergewöhnlich und sehr bemerkenswert. Ich versuche diese Art von Lob auch an die Kinder weiterzugeben. Da ich ihnen dankbar bin, dass sie mit mir Zeit verbringen, dass sie mich an ihrem Leben teilhaben lassen, dass sie lieb und aufmerksam im Unterricht sind, dass sie mir Telegu versuchen beizubringen, möchte ich, dass sie das auch wissen. Und das sage ihn ihnen immer in der abendlichen Feelingsround.

Ich bin den Kindern und Jugendlichen nämlich wirklich sehr dankbar. Ich bin dankbar für ihr Leben. Ich hoffe, dass sie immer wohlbehütet sind, dass sie immer ein Dach über dem Kopf haben, dass sie immer eine Mahlzeit haben, dass sie die richtigen Entscheidungen treffen. Ich wünsche ihnen, dass sie immer jemanden um sich haben, dem sie Nahe sein können, dem sie vertrauen können, dem sie sich mitteilen können. Ich wünsche ihnen, dass sie nie alleine sind.

Warum ich diese Wünsche schreibe? Weil gestern, an unserem siebten Tag, einfach totale Schite passiert ist. Denn ein Junge von uns ist weggelaufen.

Der 7. Tag - Ein Mist-Tag vom Feinsten

Am Morgen bin ich zunächst mit einer sehr schlechten Nachricht von meiner Mama aufgewacht. Irgendwie war mein Fokus nicht auf Deutschland, aber irgendwie geht da trotzdem das Leben weiter und manchmal eben nicht nur die guten sondern auch die blöden Sachen. So wurde mein Großvater ins Krankenhaus eingeliefert. Das war also mein Start in den Tag. Vor der morgendlichen Assembly gab es dann noch eine handgreifliche Auseinandersetzung zwischen zwei Jungs, die die Stimmung auch ordentlich getrübt hat. Mit dem ganzen war dann der Unterricht auch nicht so lustig und freudvoll wie sonst. Leider.

Der Mittag wurde besser, weil ich mit meiner Mama telefoniert hatte und sie mich wegen meines Opas beruhigt hat. Der Nachmittag war so für mich auch fast wieder normal. Bis nach der Gamestime um 18Uhr zumindest.

Denn da haben wir bemerkt, dass ein Junge mit 2000 gestohlenen Rupees weggelaufen ist. Zum Verständnis: 2000 Rupees sind circa 25 Euro. Mit 40 Rupees kommt man aber zum Beispiel mit dem Bus von Nuzvid nach Vijayawada. Und mit circa 1200 Rupees kann man 13h dem Zug fahren. Ein billiges Mittagessen kostet zum Beispiel circa 20 Rupees. So könnt ihr euch also vorstellen, dass 2000 Rupees viel Geld ist und dass unser Junge mit dem Geld sehr weit und einige Zeit über die Runden kommt. Aber leider auch nur einige Zeit. Und das ist das Traurige. Ich habe mit unserem Leiter nachdem wir die Suchaktion abgebrochen hatten, weil es zu dunkel wurde, gesprochen, und er meinte, dass kein weggelaufener Junge je wieder zurückgekommen ist. Auch ist Weglaufen nichts Außergewöhnliches in manchen Projekten. Er meinte, dass kurz bevor ich im Vimukthi angefangen habe zu arbeiten auch zwei Jungs weggelaufen sind und nie wieder gesichtet wurden. Ich finde das aber extrem traurig.

Wenn ich mir vorstelle, dass so ein 17-jähriger Junge ganz alleine durch Indien läuft, auf der Suche nach irgendetwas, ohne Essen, ohne Geld, ohne Schlafplatz, macht mich das total traurig. Der psychische und physische Stress, der entsteht, das Alleinsein, das Nicht-Wisse-Wohin-Mit-Sich, der Nicht-Halt. Einfach alles Negative kommt auf diesen an sich im Herzen guten und positiven Jungen zu. Durch eine falsche Entscheidung hat er sich das Leben verbaut und so schwer gemacht. Wie wird er eine gute und ehrliche Arbeit finden? An welche Menschen wird er geraten? Wird er kriminell? Wird er verhungern? Wird er vergewaltigt? Das sind Fragen, die mir seitdem durch den Kopf gehen und mir ein ganz ungutes Gefühl im Bauch geben. Ich wünsche mir deswegen, dass er es irgendwie schafft. Das er es irgendwie schafft wieder auf den rechten Pfad zu kommen, denn seine Seele hat das zukünftige Leiden nicht verdient. Er war so lieb und lustig und jung im Herzen. So unschuldig wie ein Kind eben. Vor allem hatte ich an diesem Tag einen wirklich guten Tag mit ihm. Er war sehr aufmerksam und fleißig im Unterricht, wir haben Fange zu zweit gespielt und er war sehr offen mit seinen Wünschen mir gegenüber. Er wollte Polizist werden. Und dann so etwas. Das macht mich irrsinnig traurig.

Und das alles: mein Opa, der Streit, das Weglaufen, hat mir einfach meine letzte Kraft geraubt und so war ich froh, dass der achte Tag und unser Wochenende vor der Tür stand.

Mein Fazit

Ich weiß, dass ich acht Tage mit den Jungs zusammen sein kann und mit ihnen gut arbeiten kann. Ich weiß, dass ich Kraft habe acht Tage zu arbeiten - wenn nicht irgendwelche großen Sachen wie Weglaufen und Krankenhaus dazwischenkommen. Es hat mir total viel Spaß gemacht mit den Jungs diese Zeit zu verbringen und mit ihnen zusammen zu sein. Auch dass ich bei den Hausarbeiten geholfen habe, hat mich irgendwie den Jungs nähergebracht. Ich habe sie in der Zeit anders kennen gelernt, besser kennen gelernt Das war eine super Erfahrung.

Auch als es mir wegen meines Opas nicht gut ging und ich die eine oder andere Träne vergossen hatte, waren die Jungen sehr aufmerksam und haben versucht mich aufzumuntern. Die Jugendlichen haben gemerkt, dass es mir nicht gut ging und sie haben versucht mir den Tag zu versüßen und mich zum Lachen zu bringen. Diese Liebenswürdigkeit hat mich total im Herzen berührt und dafür schätze ich die Jungen sehr. Deswegen glaube ich auch, dass alle Jungs bei mir im Projekt im Herzen gut und lieb sind und dass sie nur das beste verdient haben. Weswegen mir der weggelaufene Junge umso mehr Leid tut.

Mein nächster Eintrag wird über meinen Geburtstag sein, denn ich hatte am 12. April Geburtstag. YEAY. Und der war bis jetzt ziemlich geil haha

Danke fürs fleißige Lesen und folgen.

Beim Schneider ... Vorschau auf meinen Geburstag :)
Beim Schneider ... Vorschau auf meinen Geburstag :)

Bis zum nächsten Mal

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